Als das Volk am zehnten Tage erwachte, erscholl ein Ruf aus der königlichen Küche:
Hungersnot! Die Vorratskammern waren leergefegt, denn in all dem Eifer um die Suche nach dem wahren Herrscher hatte niemand daran gedacht, für Nahrung zu sorgen. So stand das Reich mit knurrendem Magen da.
Die Zünfte zogen aus, um auf den Wiesen und Pfaden des Reichs Holz zu sammeln, Feuer zu entfachen, zu handeln und zu feilschen, ja gar kleine Wettkämpfe auszutragen, um an Münzen und Zutaten zu gelangen. Es wurde geschwitzt, getauscht und mit List und Geschick gespielt – und siehe da: Die Zünfte zauberten aus dem Erspielten ein wohlverdientes Mahl, das in den engsten Kreisen eingenommen wurde.
Doch der Tag war noch nicht zu Ende. Nach dem Mahle begann der zweite Teil des grossen Geländespiels: Ein Wettstreit um Zeichen und Zahlen, die es galt von den Spielenden zu sammeln. Die Lande bebten unter dem lauten Treiben der Zünfte – bis ein Regenguss vom Himmel fiel. Die tapferen Spielenden flohen in die trockene Scheune, wo sie mit einem stärkenden Zvieri empfangen wurden.
Des Abends, als der Himmel sich klärte, baten die edlen Damen Kunigunde, Albertine, Ingeborg und Hedwig ihre Langeweile zu vertreiben. Das Warten auf den König machte sie müde und sie hatten grosse Langeweile. So stellten die Zünfte ein gar lustvolles Schauspiel zusammen: mit Gesang, Tanz, Tollerei und allerlei Einfällen erfreuten sie das edle Gefolge und sich selbst. Lachen hallte über das Lager, das Herz war leicht.
Als die Dunkelheit das Königreich einhüllte, machten sich die Zünfte ein letztes Mal auf zum Zähneputzen auf dem Brütu, krochen ein letztes Mal in ihre Zelte und wussten:
Morgen ist die grosse Krönungszeremonie.
Wehmut liegt in der Luft, denn mit dem neuen König endet unsere Aufgabe – und bald schon werden wir unsere Zelte packen, die Pfade heimwärts beschreiten und zurückkehren zu jenen, die uns in Liebe erwarten.
Im Namen des Volkes und der Zünfte,
Euer Lager-Schreiberling der zehnten Dämmerung