An die edlen Eltern, Hüter und Gefährten in fernen Landen,
Am heutigen Tage ruhte der Segen der Götter über unserem Lagerplatz. Zwar trägt das Königreich noch immer den Schleier der Ungewissheit – denn der wahre König oder die wahre Königin hat sich uns nicht gezeigt –, doch ein silbernes Zeichen am Himmelkündet vom Wandel: Der Mond steht heute voll und rund am Firmament, gleich einer glänzenden Krone am nächtlichen Himmelszelt. Wer weiss – vielleicht blickt er bereits auf den Thronfolger*in, verborgen noch unter uns?
Der Tag begann mit weisem Streben: Denn ein*e künftige*r Herrscher*in soll nicht nur mit Zepter und Rat regieren, sondern auch das Wetter deuten, das Volk warnen, die Zeit benennen und die Natur achten.
So übte sich unser Jungvolk darin, die Zeichen des Himmels zu lesen, die Sonnenuhr zu verstehen, und erkundete das Ökosystem des Reiches – ein Wissen, das nicht nur schützt, sondern auch bewahrt.
Zur Stund des Nachmittags tat das Zunftvolk Dienst am Lande: In nahegelegenem Gehölz wurden Äste weggetragen, Wege freigemacht – so ward Platz geschaffen für künftige Versammlungen und Feste. Auch der Bauer, der dem Königreich mit Güte sein Land leiht, wird in Dankbarkeit auf diese Taten blicken.
Und siehe – die Mühen des Körpers forderten ihren Tribut. So war es an der Zeit, dass auch der letzte Knappe den Gang zur selbst erbauten Dusche wagte. Mit Gelächter, Spritzwasser und Frischgefühl ward der Staub der Tage fortgespült – und das Reich duftete wieder nach Ehre.
Nach einem kräftigen Mahl zur Abendzeit wandten sich die Zünfte der Kunst und Bewegung zu: Jede Sippe erschuf mit eigenem Geist und Körper einen eigenen Tanz – Ausdruck ihrer Geschichte, ihrer Stärke, ihres Lachens. Es wurde geschwungen, getrampelt und gedreht, als sei der Hof der Königin oder des Königs bereits errichtet.
Nun senkt sich die Nacht. Über dem Lager wacht der Vollmond in voller Pracht. Sein Licht ruht auf Zeltdächern, Schlafsäcken und träumenden Seelen. Vielleicht ist es sein silberner Schein, der morgen auf eine*n künftige*n König*in fallen wird...
Bis dahin aber gilt: Das Reich wächst. Der Zusammenhalt blüht. Und unser Jungvolk der Zünfte ist bereit.
Mit ehrlicher Feder und stiller Hoffnung,
Euer Lager-Schreiberling des fünften Tages