An die ehrbaren Eltern,
Der zweite Morgen im Königreich brach an mit dem zarten Trommeln des Regens, der auf unsere Zelte fiel wie das leise Flüstern der Natur. So wurden wir sanft aus dem Schlafe gerufen, und obwohl der Himmel grau und schwer war, war der Mut in unseren Herzen ungebrochen.
Nach einem stärkenden Morgenmahl – bereitet mit den letzten Resten königlicher Vorräte – machten sich alle Knappen und Maiden ans Werk, um ihr eigenes Besteck zu schnitzen. Denn wahrlich, das Reich ist in einem erbärmlichen Zustand, und selbst die einfachsten Werkzeuge des Alltags fehlen. Doch unsere Kinder erwiesen sich als wahre Handwerksmeister*innen: Mit Schnitzmesser und Geduld erschufen sie Löffel, Gabeln und Essstäbe, würdig eines königlichen Banketts.
Zum Mittagsmahl wurden wir mit einer warmen Speise belohnt, die wir sogleich mit unserem selbstgeschaffenen Besteck verzehrten. Noch nie schmeckte ein Mahl so gut – gewürzt mit Stolz und Tatkraft.
Nach der Ruhestunde begaben wir uns auf das Kampffeld. Es galt, die Stärke, Ausdauer und Klugheit unserer Schar zu prüfen – denn wer das Reich führen soll, muss nicht nur weise, sondern auch wehrhaft sein. In ehrenhaften Wettkämpfen des Raufens und Kämpfens massen sich unsere Jünglinge und Maiden. Keiner blieb verschont, doch alle gingen gestärkt daraus hervor – mit roten Wangen, stolzer Brust und einem Lächeln auf den Lippen.
Als die Sonne sich dem Horizont zuneigte und der Regen erneut zu drohen begann, zogen wir uns in den Schutz unserer Zelte zurück. Dort verbrachten wir den Abend in heiterer Gemeinschaft, mit fröhlichen Spielen, Lachen und Geschichten. So wuchs der Zusammenhalt – Zünfte wurden zu Familien, und das Königreich ein Stück mehr zu einem Zuhause.
Möget ihr, edle Eltern, in der Ferne wissen: Eure Kinder sind wohlauf, mutig und voller Eifer. Der neue König wird kommen – und er oder sie wird aus unserer Mitte stammen!
In königlicher Treue,
Euer Lager-Schreiberling der zweiten Dämmerung